Montag, 24. November 2014

Rezension: Mängelexemplar von Sarah Kuttner

Titel: Mängelexemplar
Autorin: Sarah Kuttner
Seitenanzahl: 320 Seiten
Genre: Roman
Reihe: Nein
Preis: ab 8,99 EUR
Verlag: S.Fischer
Erschienen am 05.10.2009

Klappentext:

"Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, selbstironisch und liebenswert. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und mutig ihre feige Beziehung beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da."

Meine Meinung:

Ich hatte immer ziemliche Vorurteile gegenüber diesem Buch. Dachte, es wäre nur so erfolgreich, weil es eben von jemand "Bekannten" geschrieben wurde. Und das stimmt wahrscheinlich auch.
Denn fairerweise muss man sagen, dass sich der Inhalt in einem Satz erzählen lässt. Es geht um eine junge Frau, die plötzlich Depressionen und Panikattacken bekommt, versucht damit zu leben und auf der Suche nach einer funktionierenden Beziehung ist. Punkt. Ende.

Das ganze Buch handelt von ihren Gedanken (und davon hat Karo viele). In ihren geistigen Ergüssen versucht sie die ganze Tragödie zu verarbeiten. Das ist überwiegend tragisch, aber auch immer mit einem zwinkernden Auge erzählt. Dabei werden Kraftausdrücke verwendet. Die Autorin jongliert mit Worten und hetzt den Leser durch die Zeilen. Es passiert wirklich nichts herausragendes und trotzdem konnte mich Karo für sich gewinnen.

Ich weiß jedoch nicht, wie sich Personen fühlen, die tatsächlich an Depressionen und Panikattacken leiden. Vielleicht fühlt sich dieser Personenkreis von Frau Kuttner nicht ernst genommen. Denn Karo schafft es mehrmals die Situation ins Lächerliche oder Peinliche zu ziehen. Es soll natürlich ein Ausdruck ihres Leidens und ihrer Persönlichkeit sein, aber vielleicht tritt man damit auch (gewollt oder ungewollt) anderen Leuten auf die Füße. 
Oder aber man fühlt sich total verstanden. Ich denke diese beiden Möglichkeiten gibt es.
Ich habe Karo gerne zugehört und mit ihr gelitten. Beim Liebeskummer, bei der Annährung zu ihrer Mutter, die ebenfalls unter Depressionen litt/leidet und ihr die Daumen gedrückt, dass sie einen Weg aus der Misere findet. Ihre Verzweiflung die Krankheit zu akzeptieren und wieder "heile" zu werden ist eine harte Nuss. Die Männergeschichten sind nur ein weiteres Beispiel für alles was bei Karo im Leben schief läuft.

Die Worte fliegen einem nur so um die Ohren, so dass ich kaum etwas aus dem Buch wiedergeben kann. Die Ereignisse werden von flotten Sprüchen und kurzen Sätzen überspielt. Ich bin mir immer noch unschlüssig, ob bei einem solch ernsten Thema die reine Unterhaltung im Vordergrund stehen darf? Ich habe die Seiten gelesen und Einzelheiten wieder vergessen. Doch ich denke das Buch rüttelt wach und sensibilisiert Menschen gegenüber dieser Krankheit. Man bekommt einen Eindruck wie es für Menschen ist, mit Panikattacken zu leben.
Ein guter Roman klingt gewöhnlich eine Weile nach...und auch wenn das Buch Fiktion ist, sehe ich Menschen mit dieser Krankheit jetzt mit anderen Augen.

Des weiteren wird der Umgang mit Psychopharmaka thematisiert. Wenn man Bluthochdruck hat, nimmt man doch auch Medikamente, warum nicht, wenn die Seele krank ist?

Das Cover und die Aufmachung des Buches finde ich  ziemlich genial. Natürlich merkt man schnell, dass das eigentliche Mängelexemplar die gute Karo ist!


Fazit:

Wer auf flotte Wortspiele steht und sich gerne durch die Seiten hetzen lässt, ohne große Handlung, der sollte sich dieses Buch mal näher anschauen. Wen das Thema Depressionen und Panikattacken nicht interessiert, sollte lieber die Finger davon lassen. Mir hat es ganz gut gefallen. Daher: Kann man lesen, muss man aber nicht. Ich vergebe drei Sterne.

Autorin:

Sarah Kuttner wurde 1979 in Berlin geboren. Ihre Karriere begann beim Berliner Sender Radio Fritz, von dem sie bald zu den TV-Musiksendern VIVA und MTV wechselte. Mit "Kuttners Kleinanzeigen" bekam sie 2007 auch einen Sendeplatz bei der ARD. Zudem wird sie als Moderatorin von Liveveranstaltungen gebucht und schreibt Musikkolumnen für Zeitungen. Ein Teil davon wurde bereits in Buchform veröffentlicht, etwa in "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens". Es folgten mehrere Romane. Ihr Debüt "Mängelexemplar" (2009), in dem es um das Thema Depressionen geht, wurde sogleich ein Bestseller. Sarah Kuttner hat ihren Lebensmittelpunkt weiterhin in Berlin.

2 Kommentare:

  1. Guten Morgen =)

    Das Buch stehe schon eine gefühlte Ewigkeit auf meiner Wunschliste, aber bis ins Regal, hat es das Mängelexemplar Karo bisher nicht geschafft. Ich finde deine Rezi wirklich klasse und kann deine Bedenken vollkommen verstehen. Wenn es das Buch aber schafft, am Ende auch eine gewisse Ernsthaftigkeit rüber zu bringen, dann ist es das Lesen wert denke ich. Ich habe kürzlich ein Buch über Panikattacken gelesen, was unheimlich humorvoll geschrieben war und trotzdem hat es an Ernsthaftigkeit nicht gemangelt. Ich denke, ein bisschen Humor schadet auch bei schlimmen Krankheiten nicht =). Ich werde das Buch auf jeden Fall noch lesen.

    LG
    ANja

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    1. Hallo Anja,

      gebe Dir Recht. Aber ich bin mir hier eben nicht so sicher, ob Sarah Kuttner es geschafft hat, die nötige Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. Was vielleicht daran liegt, dass es eben nicht autobiografisch ist und es teilweise doch "ausgedacht" wirkte. Daher der Einwand, dass es manchmal sehr nach Unterhaltung klang. Unterm Strich macht die Geschichte aber auf jeden Fall nachdenklich. Das Buch bleibt lesenswert, auch wenn mir zur vollen Punktzahl noch viel fehlte. Aber ich finde eh, dass sich jeder eine eigene Meinung bilden sollte.
      Liebe Grüße
      Andrea

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