Freitag, 20. Februar 2015

Rezension: Elefanten sieht man nicht von Susan Kreller

Titel: Elefanten sieht man nicht
Autorin: Susan Kreller
Seitenanzahl: 208 Seiten
Genre: Jugendbuch (ab 14)
Reihe: Nein
Preis: 14,90 EUR
Verlag: Carlsen
Erschienen im März 2012
www.carlsen.de 

Klappentext:

"Max atmete ruhig und gleichmäßig, nur manchmal schnarchte er leise. Julia hatte sich zusammengerollt, aber nicht so, als hätte sie Angst, eher, als hätte sie nichts mehr zu befürchten, weil draußen jemand Wache hält.
Und auf einmal kam mir der Gedanke, dass man Menschen beschützen kann. Ich drehte mich um und schlich zur Tür. Ich hörte den Gesang der Amseln und ein Autohupen in der Ferne, und ich hörte mein schlagendes Herz.
Ich schloss die Tür.
Drehte den Schlüssel zweimal herum.
Und dann rannte ich."

Irgendetwas ist seltsam an Julia und Max, das findet Mascha von der ersten Sekunde an. Und dann sieht sie, dass Julia überall blaue Flecken hat, richtig große. Als Mascha schließlich eines Tages auf der Suche nach den beiden vom Garten aus einen Blick in ihr Haus erhascht, ist ihr klar: Sie muss ihnen irgendwie helfen. Aber wie, wenn keiner der Erwachsenen ihr zuhören will?
Mascha hat eine verhängnisvolle Idee - aber manchmal ist es besser, etwas Falsches zu tun, als gar nichts.

Meine Meinung:

The elephant in the room (engl. Redewendung): großes Thema, dessen sich jeder bewusst ist, über das aber- aus Angst oder Bequemlichkeit - keiner spricht.

Es geht um die dreizehnjährige Mascha, die in den Ferien bei ihren Großeltern das Geschwisterpärchen Max und Julia kennenlernt, und schnell feststellt, dass die beiden von ihrem Vater verprügelt werden. 
In dem kleinen Ort Barenburg legt man jedoch viel Wert auf die Meinung der anderen Leute, man mäht pünktlich seinen Rasen, geht immer brav zum Schützenfest und versucht nicht unangenehm aufzufallen. 
Als Mascha ihren Großeltern von ihrem Verdacht erzählt, will ihr niemand zuhören. Keiner möchte wegen Verleumdung in Verruf geraten. Mascha versucht es auch bei den Nachbarn, aber niemand nimmt sie ernst, obwohl einige hinter vorgehaltener Hand ihren Verdacht bestätigen.
Schließlich fasst das Mädchen einen waghalsigen Plan und gerät damit selbst auf Abwege.

Das Buch hat einen eigenartigen Schreibstil. Statt mit Anführungszeichen finden Unterhaltungen nur mit Bindestrich und untereinander als eine Art Auflistung statt. Es wird viel in der indirekten Rede erzählt. Daher brauchte ich eine Weile um in das Buch hineinzufinden.

Ich habe mich gefragt, ob das Wegsehen der Leute vielleicht übertrieben dargestellt wurde, aber wenn man sich die Situation wirklich vor Augen führt, könnte es im Nachbarort genauso passiert sein. Nicht umsonst geht es immer wieder durch die Nachrichten, dass Kinder zu Tode geschüttelt werden ohne das angeblich jemand etwas davon mitbekommen hat. Wahrscheinlich will man es einfach nicht sehen.

Mascha ist sehr couragiert und versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Wie es auf dem Klappentext steht: Manchmal ist es besser etwas falsches zu tun, als gar nichts.

Ich finde es von der Autorin sehr mutig, dieses Thema anzugehen. Auch wenn ich nicht alle Reaktionen von Mascha verstehen konnte, hat mich die Geschichte sehr berührt und zum Nachdenken angeregt. 
Es ist sehr traurig, wie Max seine Wut an einem imaginären Freund auslebt und wie Julia, die Schuld bei sich sucht. Sie verstehen einfach nicht, dass sie keine Schuld daran haben, dass ihr Vater ihnen das antut. Die Unfähigkeit der Mutter den Kindern zu helfen. Die Ignoranz der Nachbarn. Das alles ist wirklich schlimm.

Man kann sich jetzt darüber streiten, ob Mascha für ihr Alter zu naiv gehandelt hat oder nicht. Sicher war nicht alles glaubwürdig, wie sich die Dinge entwickelt haben, aber ich denke die Botschaft zählt. Das Mascha eben gehandelt hat. Als Einzige.
Das sie danach wie eine Aussätzige behandelt wurde, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Auch das Verhalten ihrer Großmutter war mehr als daneben, aber ihr Großvater hat mich dann doch überrascht.
Das Ende ist gut gewählt, denn ein richtiges Happy End hätte irgendwie nicht gepasst.



Fazit:

Eine Geschichte über ein junges Mädchen, das zwei misshandelten Kindern helfen möchte und dabei selbst auf Abwege gerät. Ein Thema das zum Nachdenken anregt und aufregt. Für den Schreibstil und kleine Logikfehler muss ich einen Stern abziehen. Es sollte aber niemanden davon abhalten das Buch zu lesen.

Autorin:

Susan Kreller, 1977 in Plauen geboren, studierte Germanistik und Anglistik und promovierte über deutsche Übersetzungen englischsprachiger Kinderlyrik. Sie lebt mit ihrer Familie in Bielefeld und arbeitet als freie Journalistin und Autorin. "Elefanten sieht man nicht" ist ihr erster Roman.

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