Mittwoch, 28. Januar 2015

Rezension: Der Tag der Krokodile von Michael Williams

Titel: Der Tag der Krokodile
Autor: Michael Williams
Originaltitel: The Billion Dollar Soccer Ball
Seitenanzahl: 272 Seiten
Genre: Jugendbuch (ab 14 J.)
Reihe: Nein
Preis: 14,90 EUR
Verlag: Carlsen
Erschienen im Februar 2013
www.carlsen.de 

Klappentext:

Flieht nach Südafrika, sagen sie zu Jabu und seinem Bruder Innocent, als ihr Dorf in Simbabwe dem Erdboden gleichgemacht wird. Und so gehen die Brüder, weiter und immer weiter. Zu Mai Maria, die vielleicht eine Hexe ist, ihnen aber den Weg über den Fluss zeigt. Bei Nacht waten sie durchs Wasser, in dem die Krokodile lauern. Bis nach Johannesburg fliehen sie. Und obwohl sie auch dort kein Zuhause finden, haben sie doch immer noch einander. Aber dann brechen im Township Rassenunruhen aus.


Meine Meinung:

Bisher habe ich nur wenige Bücher gelesen, die in Afrika spielen und ich muss gestehen, dass ich mich auch viel zu wenig mit den Problemen dort beschäftige.
"Der Tag der Krokodile" handelt von dem 14-Jährigen Jabu, der mitansehen muss, wie Soldaten sein Heimatdorf mit allen Einwohnern auslöschen. Nur Jabu und sein größerer Bruder Innocent können fliehen.
Innocent ist geistig zurückgeblieben und daher muss Jabu die Rolle des Erwachsenen übernehmen.
Sie machen sich von Gutu in Simbabwe auf den Weg nach Südafrika, weil sie nicht wissen, was sie sonst tun sollen.
Auf ihrer Reise müssen sie sich Schleusern anvertrauen, die sie über den Fluss nach Südafrika bringen. Dabei lernen sie viele Leute kennen, die ihnen nicht alle wohl gesonnen sind.
Irgendwann landen sie in Johannisburg und geraten mitten zwischen die Fronten...

Jabu erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Ich habe lange nicht gewusst, wie alt der Junge ist, denn die Erzählweise ist sehr naiv. Ich denke, dass ist von dem Autor gewollt und zeigt, wie wenig der Junge über die politische Situation Bescheid weiß. Er glaubt an Geister und Legenden. Aber er versucht es sich vor Innocent nicht anmerken zu lassen. Denn der fürchtet sich vor allem und steht immer kurz davor epileptische Anfälle zu bekommen, wenn er in Stress gerät.

Jabu hat eine große Leidenschaft und das ist das Fußballspielen. Sobald sich die Gelegenheit ergibt, beginnt er mit anderen Jungs ein Spiel und dadurch wird deutlich, dass man dazu nur eine Sprache braucht. Die Nationalitäten sind egal. Nur das Spiel zählt.

Das Buch wurde 2009 erstmalig veröffentlicht und somit vor der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika. Mir war bisher nicht bewusst, dass dort ein so großer Fremdenhass herrscht. 
Die Einwohner machen die billigen Arbeitskräfte aus den Nachbarländern für ihre Armut verantwortlich. Wer nichts zu verlieren hat, kämpft dann leider bis aufs Blut.
Im Nachwort erfährt man etwas über die Straßenkämpfe von 2008, in denen Ausländer auf der Straße gejagt, angezündet und vertrieben wurden. 
Das Buch ist zwar Fiktion, aber erzählt doch über wahre Tatsachen.

Der Schreibstil ist flüssig und man erfährt auf einfache Weise etwas über die politische Situation, quasi aus der Sicht eines Kindes. Die Dramatik, dass Jabu sich um seinen minderbemittelten Bruder kümmern muss, macht die Sache noch tragischer.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Die Flucht aus Gutu, dann das Leben in Johannesburg und zuletzt Jabus Leben in Kapstadt. Er hat sich von einem naiven Jungen zu einem jungen Erwachsenen entwickelt. Der Fremdenhass ist immer noch da, aber Jabu wird gezeigt, wie er mit Hilfe des Fußballspiels Toleranz entwickeln kann.
Das Ende macht Mut und es bleibt viel Stoff zum Nachdenken übrig. Ein Buch das lange nachhallt.

Im Nachwort erklärt der Autor noch mehr über die Rassenunruhen in seinem Heimatland und über die Weltmeisterschaft der Obdachlosen. Wer mehr darüber erfahren möchte ---> www.homelessworldcup.org
Außerdem gibt es ein Glossar mit den wichtigsten afrikanischen Begriffen. 




Fazit:

Das Schicksal von Jabu und Innocent hat mich sehr berührt. Die Geschichte wurde von dem Autor gut in Szene gesetzt und man kann gar nicht glauben, dass sie irgendjemand auf der Welt wirklich zugestoßen ist. Ein Buch über den Verlust der Heimat, der Suche nach Hoffnung und dem Erleben von Rassendiskriminierung. Ein Buch das man unbedingt lesen muss.

Autor:

Michael Williams studierte an der Universität von Kapstadt, Südafrika, und veröffentlichte mit fünfundzwanzig seinen ersten Roman. Viele weitere folgten. Heute schreibt er Theaterstücke, Musicals und Opern und ist geschäftsführender Direktor der Cape Town Opera.

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