Freitag, 13. Mai 2016

(Hörbuch) Rezension: Der Kuss des Raben von Antje Babendererde

Titel: Der Kuss des Raben
Autorin: Antje Babendererde
Gelesen von: Leonie Landa
Dauer: 7 Stunden, 13 Minuten
Genre: Jugendbuch ab 14
Reihe: Nein
Preis: 19,99 EUR
Verlag: Jumbo Verlag
Erschienen am 18.03.2016
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Klappentext:

Mila ist schön und rätselhaft. Ihre Vergangenheit will sie um jeden Preis geheim halten. In Moorstein sucht die Sechzehnjährige einen Neuanfang und findet ihre große Liebe: Tristan, eigentlich unerreichbar, erwählt ausgerechnet sie. Mila kann ihr Glück kaum fassen. Doch auch Tristan hat ein Geheimnis. Als in der Kleinstadt ein junger Mann namens Lucas auftaucht und das Haus der Rabenfrau in Besitz nimmt, erwachen die Schatten der Vergangenheit zum Leben. Denn Lucas und Tristan scheinen sich zu kennen - und zu hassen. Im undurchsichtigen Spiel der beiden gerät Mila zwischen die Fronten und findet sich plötzlich vor einem finsteren Abgrund wieder...

Meine Meinung:

Ich habe mich sehr auf das Hörbuch gefreut, da ich bisher nur Gutes über Antje Babendererde und ihren Schreibstil gehört habe. 

Es geht um die slowenische Austauschschülerin Mila, die ihren Schulabschluss im thüringischen Moorstein absolvieren möchte. In dem kleinen Städtchen ist alles so anders, als dort, wo das Mädchen herkommt. Da sie einen anderen kulturellen Hintergrund hat, fällt es Mila zuerst sehr schwer sich an die deutschen Gepflogenheiten zu gewöhnen. Doch dann findet sie in Jassi eine beste Freundin und auch der Mädchenschwarm Tristan interessiert sich plötzlich für sie. Mila ist total happy. Endlich ist alles so, wie sie es sich immer gewünscht hat.
Doch dann taucht der geheimnisvolle Lucas auf und kreuzt immer wieder Milas Weg. Es stellt sich heraus, dass Lucas und Tristan eine gemeinsame Vergangenheit haben.  Ehe Mila sich versieht, gerät sie zwischen die Fronten. Beide Jungs versuchen sie auf ihre Seite zu ziehen, doch wem soll sie glauben? Wer hat Recht und was ist damals wirklich passiert? Mila ist hin- und hergerissen, weil sie nicht mehr weiß, wem sie jetzt glauben soll. Außerdem hat sie selbst Geheimnisse, die niemand erfahren soll. Lügen und Intrigen nehmen ihren Lauf. Unaufhörlich spitzt sich die Lage zu.

Am Anfang fand ich den Erzählstil etwas gewöhnungsbedürftig und mir ging die Geschichte persönlich zu schnell. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es an der gekürzten Hörbuchfassung liegt oder ob die Autorin einfach so ein flottes Tempo vorlegt.
Trotzdem bin ich leicht in die Geschichte hineingekommen.

Der Schreibstil ist sehr malerisch und leicht. Man kann sich alles bildlich vorstellen und fühlt sich in dem Buch einfach wohl.
 
Die Charaktere sind sehr vielschichtig. Der beobachtende Erzähler begleitet abwechselnd Mila, Tristan und Lucas durch die Geschichte. Immer wenn man eine Person in Sicherheit wiegt, wirft die Autorin ein neues Puzzlestück in den Raum und das Gesamtbild bekommt sofort wieder Risse. Ständig wird man als Leser "gezwungen" alles neu zu hinterfragen. Man weiß selbst nicht, wem man jetzt was glauben soll und wer mit was Recht hat. Das ist wirklich genial. So kommt keine Langeweile auf und das ganze Ausmaß der Tragödie wird langsam sichtbar. Nichts ist so wie es auf den ersten Blick scheint. Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut.

Als Kulisse hat die Autorin ein kleines Dorf in Thüringen gewählt. Es passt perfekt zu der Geschichte. Man kann sich die einsamen Waldseen und alten Häuser (sogenannte Lost Places) wunderbar vorstellen. Und genauso gut passen dort Milas Glauben und ihre Riten hinein.

Mila wirkt zuerst sehr eingeschüchtert und altmodisch, doch je mehr man über sie und ihr altes Leben erfährt, desto taffer erscheint sie. Die Autorin hat durch ihre Figur ein großes Thema aufgegriffen und stellt es auch innerhalb des Buches in einer Schulstunde zur Diskussion. So erfährt man sehr viel über die Kultur und das Leben von den Roma/Romni. Ich unterstelle, dass die Autorin die geschilderten Dinge recherchiert hat und sie somit der Wahrheit sehr nahe kommen.
Zwar konnte ich Milas Handeln nicht immer nachvollziehen, aber ich mochte sie sehr gerne und habe mit ihr mitgelitten.

Zu Tristan und Lucas möchte ich gar nicht so viel sagen. Einer der beiden Jungs war mir sehr sympathisch und ich habe ihm eher geglaubt, als dem anderen. Trotzdem sind beide Personen sehr gut ausgearbeitet und haben eine interessante Hintergrundgeschichte.
Die Story ist krass, aber nicht so übertrieben, dass man sie nicht glauben könnte. 

Ich war begeistert wieviele schwierige Themen die Autorin angeschnitten hat. Von Mobbing, Liebeskummer, Ausgrenzung, Tod, Zwangsprostitution, Drogenmissbrauch, Zwangsehe über Trauer, Verlust, Mord und Flüchtlingspolitik würde sich diese Liste immer weiter fortsetzen lassen.

Der Titel "Der Kuss des Raben" ist gut gewählt, da die Raben immer wieder eine entscheidene Rolle in diesem Buch spielen.

Insgesamt hat mir das Hörbuch wirklich gut gefallen. Wie gesagt, einige Dinge wurden zu schnell abgehandelt oder nicht mehr aufgegriffen bzw. vertieft, aber das kann halt wirklich an der gekürzten Fassung liegen. Unterm Strich bleiben keine Fragen offen. Das Ende war mir zwar etwas zu glatt, aber das ist für ein Jugendbuch in Ordnung.

Ich kann das Buch daher jedem empfehlen, der auf malerische und schonungslose Geschichten steht, die zum nachdenken anregen.     
 
Leonie Landa konnte mich mit ihrer angenehmen Erzähltstimme fesseln und die Stimmungen der Protagonisten sehr gut wieder gegeben. Ihr Tempo war genau richtig und sie hat es überzeugend geschafft Spannung aufzubauen.

 

Fazit:

Bei dem Buch handelt es sich um einen Thriller mit einer im Hintergrund ablaufenden Liebesgeschichte. Die Story ist gut ausgearbeitet und wird schonungslos erzählt. Nach einem gewöhnungsbedürftigen Einstieg wird es mit jedem Kapitel spannender. Es gibt Intrigen, Psycho-Spielchen und ganz viele Geheimnisse. Mit ihren eingebauten aktuellen Themen regt die Autorin einen zum nachdenken an. 
Das (Hör)buch ist definitiv weiterzuempfehlen. Schade, dass es nur als gekürzte Fassung erhältlich ist. Ich hätte gerne alles gehört. 
Von mir gibt es alle fünf Sterne, da mich das Buch wirklich gut unterhalten hat. 



Ich danke 
 
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und

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für das Rezensionsexemplar.

Autorin:

Antje Babendererde, geboren 1963, wuchs in Thüringen auf und arbeitete nach dem Abi als Hortnerin, Arbeitstherapeutin und Töpferin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Viele Jahre lang galt ihr besonderes Interesse der Kultur, Geschichte und heutigen Situation der Indianer. Ihre einfühlsamen Romane zu diesem Thema für Erwachsene wie für Jugendliche fußen auf intensiven Recherchen während ihrer USA-Reisen und werden von der Kritik hoch gelobt. Mit ihren Romanen "Isegrim" und "Der Kuss des Raben" kehrt die Autorinzu ihren Thüringer Wurzeln zurück. (Quelle: Bloggdeinbuch)

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